Auf den ersten Blick
Fiat 124: Alte Liebe neu entfacht
Aktualisiert: 01.07.16 09:53
ZitatAlles anzeigen
Der Mund ist trocken, die Nervosität kriecht die Gurgel hinauf. Wie wird das sein – die alte Liebe wiederzutreffen, nach 50 langen Sommern?
Jahrzehnte sind vergangen ohne jedes Lebenszeichen, nur ab und an sah man die ehemalige Geliebte um eine Straßenecke huschen … Erwartet man zu viel? Wird sie den Ansprüchen gerecht?
Sie wird. Denn da steht sie, stahlblau und aufreizend, lässig geparkt vor einer wunderschönen Villa: die nagelneue, frisch frisierte Tochter der Verflossenen namens Fiat 124 Spider! Che bella! Das ist zwar nicht ganz die elegante Signora, die man erwartet hat – aber: Alte Liebe rostet nicht! Fiat will mit dem neuen 124 Spider einer Legende neues Leben einhauchen. Als Hommage an den historischen Fiat 124 Sport Spider, der vor genau 50 Jahren präsentiert wurde, verbindet der neue Spider echtes Roadster-Gefühl mit dem Gift eines Sportwagens. Und sofort ist sie wieder da – die alte Liebe.
Die Italienerin ist in Wahrheit Japanerin
Um die Fantasien ein wenig zu bremsen, zuerst die schnöden Fakten: Die Italienerin ist in Wahrheit Japanerin. Ein MX-5 mit einem Schuss Italien im Blech. Der Spider läuft am Nippon vom Band, die Turiner kleiden Mazdas Welterfolg neu ein: anderer Motor, anderes Fahrwerk, neue Lenkung.
Zum Marktstart stehen zwei Versionen zur Verfügung, den Spider gibt’s ab 23 990 Euro, der Lusso (italienisch für Luxus) kostet 26 490 Euro. Unter der Haube arbeitet ein 1,4-Liter-Turbomotor mit Multi-Air-Technologie. Der Vierzylinder, kombiniert mit manuellem Sechsganggetriebe, leistet 140 PS und jagt den Fiat in 7,5 Sekunden von null auf 100 km/h. Spitze: 217 km/h. Noch immer ist das Stoffverdeck von Hand zu öffnen und zu schließen – Knopf drücken kann jeder! Mit ein Grund, dass das Leergewicht des nur gut vier Meter langen Spider mit rund 1050 Kilogramm sehr niedrig gehalten werden konnte.
So fährt sich der neue Fiat Spider 124
Jetzt aber zum Wichtigsten: Wie liegt der Spider auf der Straße? Auf Knopfdruck macht sich der aufgeladene Vierzylinder ans Werk, reagiert aufs Gaspedal mit der bekannten Turbo-Gedenksekunde, drückt den Fahrer danach aber selbstsicher in die Ledersitze. Die Wege des Schaltknüppels sind kurz und präzise. Und la musica? Der Sound aus dem doppelten Endrohr klingt dann doch weniger nach Pavarotti, sondern eher heiser wie Paolo Conte …
Hier kann dann das Höllengeschoss der Tuning Firma Abarth punkten – beziehungsweise fauchen. Wer Feuer will, bekommt es mit dem Skorpion-Spider 124 Abarth. Schon beim Anlassen des Vierzylinders bläst er einem jedes Nackenhaar einzeln gegen den Strich. Das 170-PS-Triebwerk knurrt und röhrt und beschleunigt auch rasant auf 180 – und schafft in der Spitze sogar 232 km/h, wenn er will. Dabei kann er auch ganz anders. Ruhiger. Dann genießt man einfach die serienmäßige Sitzheizung oder die hervorragende Schalldämmung durch lärmabweisende Windschutz- und Heckscheibe. Der sportlichste Spider kommt im September auf den Markt und kostet glatte 40 000 Euro.