Moin zusammen,
vorweg: Ich musste gerade ernsthaft den Plural von "Fazit" googlen.
Manche halten mich für bekloppt, aber ich bin ein Freund von Daten (einige wissen das), und daher habe ich mich entschieden, bei jedem Ölwechsel eine Probe entnehmen zu lassen und von Oelcheck analysieren zu lassen. Außerdem habe ich eine Frischölprobe (Selenia) als Referenz auswerten lassen.
Probe 1, Erster Ölwechsel, analyse der Werksfüllung
4.000 km gefahren.
Auffällige Werte:
- Eisen: 31 mg/kg
- Kupfer: 25 mg/kg
- Silizium: 59 mg/kg
- Kraftstoff: 1,87%
Leicht erhöhte Werte:
- Aluminium: 11 mg/kg
Deutlich geringere Viskosität bei 40°C, leicht geringere Viskosität bei 100°C.
Insbesondere im Vergleich zum Frischöl und späteren Werten sieht man deutlich Zeichen von "Einfahrverschleiß" und Montagehilfsmitteln, so der Hinweis bei der Analyse. (Silizizm => "Meist handelt es sich um Staub, manchmal auch um nicht abrasiv wirkende silikonhaltige Bestandteile von Montagehilfsmitteln, silikonhaltigen Schmierfett oder elastischen Dichtungen.")
Probe 2, Zweiter Ölwechsel
13.000 km seit dem ersten Ölwechsel
Auffällige Werte:
- Eisen: 28 mg/kg
- Aluminium: 15 mg/kg
- Kupfer: 11 mg/kg
- Kraftstoff: 1,5%
Silizium nur noch bei 22 mg/kg. Leicht geringere Viskosität bei beiden Temperaturen (40/100°C). Auffällig geringe Basenzahl ("Alkalische Reserve zur Neutralisation von Säuren. Die Veränderung der BN erlaubt im Frischölvergleich eine wesentliche Aussage über den weiteren Öleinsatz.").
Probe 3
7.500 km seit dem letzten Ölwechsel
Probe 4
14.000 km seit dem letzten Ölwechsel
Probe 5
7.500 km seit dem letzten Ölwechsel
Alle Werte sind bei den letzten drei Proben unauffällig gering geblieben, lediglich die Kraftstoffwerte sind "leicht auffällig" zwischen 1,1 und 1,6% und relatieren mit den gefahrenen Kilometern.
Die Basenzahl (s.o.) war bei Probe 5 höher (besser) als beim Frischöl.
Fazit 1: Früher erster Wechsel
Für mich bestätigt sich: Ein früher erster Wechsel macht Sinn, um den ganzen Rotz aus dem Werk rauszubekommen.
Jetzt stellt sich die Frage, ob die erhöhten Werte beim zweiten Wechsel ebenfalls noch Reste der Werksfüllung sein könnten (unvollständig abgelassen, etc.). Dagegen hätte eine Spülung mit z.B. 1L frischem Öl geholfen. Oder fand einfach nach 4.000 km weiter "Einfahrverschleiß" statt und man sollte daher auch den zweiten Wechsel früh machen lassen?
Ich glaube, in Zukunft würde ich, basierend auf diesen Daten, den ersten Wechsel wieder bei 4.000 km machen und den zweiten bei 10.000 km.
Fazit 2: Richtiges Interval finden
Ein Wechsel nach 7.500 km war Quatsch, abgesehen von den Kraftstoffwerten im Öl. Bei 15.000 km merkt man aber auch schon einen erhöhten Kraftstoffwert sowie eine geringere Basenzahl. Für mein Fahrprofil scheint sich daher ein gutes Interval von 10.000 km abzuzeichnen.
Fazit 3: Kraftstoff im Öl
Ursachen können sein: Blow-By, unvollständige Verbrennung, niedrige Motortemperaturen, lange Leerlaufzeiten, Kurzstrecke.
Davon könnte bei mir zutreffen: Im Sommer teilweise morgens Kurzstrecke zur Arbeit (und der lange Weg nach Hause ... ).
Aber natürlich könnten auch individuelle Probleme die Ursache sein – da fehlen Vergleichswerte.
Durch meine Öltemperaturwerte von den nachträglich verbauten Ölsensoren lässt sich sagen, dass das Öl relativ schnell warm wird und ca. 40 bis 50°C erreicht (Crosspipe sei dank), durch die gute Ölkühlung, gerade bei niedrigeren Außentemperaturen unter 15°C, aber auch länger benötigt, um dann auf 70 oder 80°C zu kommen.
Daraus ergibt sich für mich, dass tatsächlich bei ~15°C Außentemperatur für ca. 15 Minuten nach Kaltstart noch relativ niedrige Motortemperaturen vorliegen. Wir kennen's: Das Knallen bei Gaswegnahme um die 3.000 Umdrehungen lässt sich bei kaltem Motor leicht provozieren: Das Gemisch zündet später, Benzin kann sich so auch eher an den Zylinderwänden absetzen und dann an den Ringen vorbei. Das ist aber jetzt eher Vermutung.
Was ich daraus aber mitnehmen würde:
- Weniger Kurzstrecke fahren, stattdessen mal das Rad nehmen (dem Beach Cruiser schauen sogar noch mehr Leute hinterher als dem Spider!).
- Wer viel Kurzstrecke fährt, sollte kürzere Wechselintervalle wählen.
Ich hoffe, für den ein oder anderen war das interessant, ob als neues unnützes Wissen oder als Bestätigung, bisher alles richtig gemacht zu haben.
Viele Grüße,
Torben